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JAE-SEONG

RYU

Fully Empty

 

Diese Ausstellung Fully Empty mit neuen Bildern von Jae-Seong Ryu, die durchwegs seit 2020 und weitgehend 2021 entstanden, erweist ein weiteres Mal ein Ausnahmetalent. Ein solches war der Maler bereits in der Klasse von Herbert Brandl,


in der er ab 2013 an der Kunstakademie Düsseldorf ein Erweiterungsstudium nach dem Diplomstudium an der wichtigsten Kunstakademie in Seoul absolvierte, ab 2017 auch als Meisterschüler von Herbert Brandl.


Ich durfte die Klasse 2019 als Vertretungsprofessor weiterführen, bevor Sabrina Fritsch sie im Herbst dieses Jahres übernahm und sie in ihre eigene Klasse überführte. Dieser neue Zusammenhang hat, wie man in dieser Ausstellung sieht, das Werk von Jae-Seong Ryu geradezu befreit. Er malte schon immer sehr gute, kraftvolle Ausnahmebilder, für die er unter anderem den Rundstedt-Förderpreis 2017 erhielt.


Aber er war nie zu halten. „Bleiben Sie beim jetzt Erreichten“ hätte man ihm folgenlos gesagt. Jeweils zwei Monate später sahen die neuen Bilder im Gemeinschaftsatelier in der Worringer Straße, das er mit seiner Frau Hwanmyung Kim und zwei weiteren Malern aus der Klasse von Herbert Brandl an der Kunstakademie Düsseldorf teilt, wieder völlig anders aus.

 

Einmal, mitten im ersten Lockdown, hatte er sich richtiggehend verlaufen. Wir versuchten damals gemeinsam im Atelier, die neuen Bilder kohärent in eine Ausstellungshängung zu bringen, nur um zu sehen, dass es nicht ging. Diese Phase der Werkentwicklung erweist sich heute als notwendig, wenn man die Radikalität und die Überzeugungskraft der Bilder dieser Ausstellung sieht.

 

Sie haben das unbedingte Vertrauen in die Farbe eines Matisse, fügen dieser kaum sichtbaren Grundlage aber die Voraussetzungslosigkeit der Bildgestalt hinzu, die nahezu gänzlich aufgelöst bzw. aus der Leere gedacht ist. Jedes Bild entsteht ohne Grundgedanken, was es auch zeigt, wird aber so weit getrieben, bis es hält.

 

Darin fasst Jae-Seong Ryu eine weithin geteilte Vorstellung der Künstlerinnen und Künstler seiner Generation angesichts der vorgefertigten Bilder der Internetgesellschaft zusammen, mit dem Ziel, dem Format der Bildschirmbilder soweit als möglich zu entfliehen. Er überspringt sie zugleich, indem die Bilder gar nicht als solche gemalt erscheinen, sondern nur aus wenigen farblichen und bisweilen linearen Setzungen und „repentiers“, aus nicht ausgelöschten „Irrtümern“ bestehen und zugleich beeindruckende expressive Verbindungen aufbauen.

Robert Fleck (Art Historian, Curator, and Professor at the Kunstakademie Düsseldorf)

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