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JAE-SEONG

RYU

X-ray

X-Ray [eks`rei]

  1. s Röntgenaufnahme f, -untersuchung f,

  2. adj Röntgen…..

  3. v/t durchleuchten, röntgen

 

Als Wilhelm Conrad Röntgen 1895 diese bisher unbekannte Strahlung entdeckte, hatte er selbst bescheidenerweise nicht seinen eigenen Namen als Bezeichnung vorgeschlagen, sondern den Begriff „X-Strahlen“. „X“ steht seit jeher für das Unbekannte…..

Was bewegt einen Künstler, seine Ausstellung mit diesem im internationalen Sprachgebrauch weiterhin üblichen Begriff zu titulieren? Man könnte transparente Folien erwarten, raffinierte digitale Foto-Collagen, Verwendung echter Röntgenbilder, zumindest Motive, die Einsichten auf Inneres und Verborgenes suggerieren.

Nichts von alledem. Der erste, oberflächliche Blick führt „konventionelle“ Ölmalerei auf Leinwänden vor Augen, abstrakte Formen, die sich hin und wieder gegenständlich assoziieren lassen, unbändige Farb- und Formkompositionen, eher flächigen Farbauftrag.

Beim zweiten Blick offenbart sich Erstaunliches: man entdeckt irritierend räumliche und transparente Wirkungen. Die Keilrahmen und Kreuzverstärkungen der Gemälde sind erahnbar, die Verschmelzung unterschiedlicher Formate verblüfft.

Korrespondierend dazu die verhängten großen Fenster: sie lassen Rahmen, Fensterkreuze, Schattenspiele durchschimmern. Die „reale“ Welt dahinter, Bahnhofsgeschehen auf der einen Seite, Natur auf der anderen, nimmt nur in der Vorstellung Gestalt an.

Desgleichen changiert Jae-Seong Ryus Werk zwischen Außen- und Innenschau. Leinwände werden zu Vermittlern, zu „Röntgenbildern“.

Die Betrachter dieser spannenden Sommeratelier-Ausstellung sind herausgefordert, die beiden Räume, besonders aber die große Wartehalle des ehemaligen Bahnhofs, als Symbiose von vorhandener Architektur und inspiriertem und inspirierendem künstlerischen Werk zu erleben.

 

Cornelia Veit

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